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Die Beschleunigung Meines Lebenskarussells (III)

Die Beschleunigung Meines Lebenskarussells (III) - Nun gut, um die 18 bemerkte ich allmählich, dass Zeit letztendlich doch nicht so stagnierend verlief, wie sie mir einfach bisher vertraut war. Trotzdem, zumindest meinem Empfinden nach, zog sie sich alles in allem immer noch viel zu sehr. So konnte ich es etwa kaum mehr erwarten, endgültig mit den acht Jahren Gymnasium fertig zu werden, hielt sich doch meine Begeisterung in Sachen Schule unverändert in Grenzen. Klar doch, über die Jahre hatte ich sprachlich durchaus zu Meinesgleichen aufgeholt, und selbst meine Noten bewegten sich mittlerweile im durchschnittlichen Bereich. Nichtsdestotrotz sehnte ich mich einfach danach, ein funkelnagelneues Lebenskapitel aufzuschlagen. Bis es jedoch soweit sein würde, wartete noch eine raue Menge an Bewältigungen auf mich und wie auch Zeit, und letztere konnte mir gar nicht rasch genug vergehen. Jene intensive dreimonatige Vorbereitungszeit auf die Matura hin etwa erschien mir von geradewegs akribisch endloser Beschaffenheit. Sogleich im Anschluss daran galt es, mich bezüglich der gründlichen Vorbereitung von TOEFL (Test of English as a Foreign Language) erneut auf die Hinterbeine zu stellen. Jener Test nämlich war absolut erforderlich, um grundsätzlich an irgendeiner nordamerikanischen Universität zum Studium zugelassen zu werden. Mir wurde tatsächlich die Gelegenheit geboten, bei kanadischen Verwandten in Vancouver, British Columbia unterzukommen und folglich an einer der beiden diesigen Universitäten zu studieren. Es würde aber neuerlich endlos Zeit verstreichen, um einen endgültigen Bescheid hinsichtlich meiner Testergebnisse auf dem Postweg (nicht umsonst im Englischen als Schneckenpost bezeichnet) zu erhalten. Kurzum, mein Aufenthalt an der kanadischen Westküste erstreckte wider Erwarten gerade einmal über drei Monate, wenn mir auch diese Zeitspanne letztendlich ewig vorkam. Nachdem ich wieder gut daheim angekommen war, fehlte ich mir in der Tat jedwede Vorstellung darüber, mit welchem Zeitkontingent ich es in Anbetracht des nun auf mich wartenden Studiums im Süden meiner Heimat eigentlich zu tun haben würde. Schließlich hatte Zeit soweit immer noch recht unmerklich von ihrer generell bleiernen Illusion eingebüßt, was vermutlich auch den Ausschlag dafür gab, dass ich mich zuletzt einfach nur noch so von ihr dahintreiben ließ. Heute kann ich dazu wohl nur sagen, dass jene lange Studienphase unbestritten die beste Zeit meines Lebens ausmachte, und ich davon in der Tat eine jeden einzelnen Moment genoss. Immerhin lebte ich endlich das allererste Mal alleine, nahm mir alle Zeit der Welt für das Studium meiner Wahl, besuchte zahllose Parties, lernte unzählige Menschen kennen, schloss im Weiteren viele Freundschaften und musste mich im Wesentlichen um nichts weiter kümmern, als schlussendlich alle für den Universitätsabschluss notwendigen Zeugnisse zu erwerben. Ich blieb auch nach Ende meines Studiums noch eine ganze Weile lang in Graz wohnhaft und absolvierte unter anderem mein Pflichtpraktikum, welches von Oktober bis Ende Mai dauerte. Nachdem ich aber zu jener Zeit keinen anderen fahrbaren Untersatz als ein Fahrrad besaß und die Schule einigermaßen weit entfernt lag, war ich damit für Weiteres primär auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Ach, du lieber Himmel! Bald schon stand ich unter dem Eindruck, geradewegs endlos Zeit im öffentlichen Transportwesen zu vergeuden. Man bedenke, diese Art des Pendelns verschlang glatt zwei Male pro Tag und das dreimal die Woche. In meiner Freizeit war ich oftmals auf meinem Rad unterwegs, egal wohin es mich auch letztendlich innerhalb von Graz verschlug. Obwohl ich im Grunde gar nichts dagegen hatte, so wurden mir auch diese Fahrten allmählich irgendwie zu lange. Einfach alles, ob nun Strecken des intensiven Studiums, sportlichen Ertüchtigung, Prüfungen, Zugreisen, Zahnarztbesuche, Unterrichtens, Coachings, selbst vereinzelt Parties und ja, auch jene des Liebeskummers erzeugten die Illusion, weit mehr an Zeit zu beanspruchen, als tatsächlich der Wirklichkeit entsprach. Das war noch vor 20- 25 Jahren so. Nach Abschluss meines Praktikums verbrachte ich knapp zwei Jahre lang damit, Privatnachhilfe zu geben, wie auch den diversen Gelegenheitsarbeiten schwarz nachzugehen, da ich offiziell als arbeitslos gemeldet war. Die Anmerkung, dass gefühlsmäßig offenbar auch dieser Periode kein baldiges Ende beschert sein würde, erübrigt sich an dieser Stelle wohl. Als der besagte Abschnitt dann doch noch irgendwie vorbeigegangen war, erwartete mich nun gerade in Hinblick auf meinen ersten regulären Beraterjob nur noch mehr von dieser vertrauten Unendlichkeit. Obgleich ich dann lediglich von August bis Ende Jänner dort arbeitete, hätte ich im Nachhinein durchaus schwören können, wesentlich länger als bloß sechs Monate Teil jenes Teams gewesen zu sein. Anno dazumal vernahm ich mich ungeachtet meines tatsächlichen Alters als völlig zeitlos und demzufolge auch um etliches jünger. Nicht viel veränderte sich, als ich mit 31 schlussendlich wieder in mein Bundesland zurückkehrte, um eine fixe Vollzeitstelle im Schuldienst anzunehmen. Die unbeschwerte Zeit des Spieles war nun damit endgültig passé und der Ernst des Lebens anstelle dessen spürbar eingekehrt. - Habe ich übrigens schon erwähnt, wie hart ich 11 Jahre zuvor darauf wartete, endlich 20 zu werden? Die Zahl 30 kratzte mich deshalb noch nicht besonders, da ich beides, Zeit und Alter aufgrund meiner jugendlichen Gesinnung nach wie vor relativ mühelos wegsteckte. Als sich die 40 ankündigten, hatte sich meine allgemeine Einstellung betreffend Zeit zugegebenermaßen bereits deutlich verändert. Plötzlich wollte ich eine ganze Menge dafür geben, die Zeit zurückdrehen zu können. Mit 50 traf es mich dann insofern, als dass ich nun doch noch akzeptieren lernen musste, ausgerechnet von der Zeit selbst überrannt zu werden. - Teil IV folgt nächste Woche.                                    

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