Kinder Umquartieren

Kinder Umquartieren - Nach einem mehrtägigen Versuch der medialen Aufholjagd, was den allerletzten an die Öffentlichkeit getragenen Skandal der Umplatzierung von Kindern hierzulande anlangt, fällt es mir unverändert schwer, dessen Tragweite mental zu erfassen. Umplatzierung oder auch Umquartieren handelt von der rechtlich ungeregelten Abschiebung adoptierter Kinder, hauptsächlich aus Asien, Afrika und Russland stammend, an x- beliebige Fremde. Die Quelle dazu ist nicht schwer auszumachen. Ja, auch das macht das liebe Internet möglich. Irgendwelche schäbigen Typen erstellten Web Pages, durch die adoptierte und nicht mehr gewollte Kinder unbemerkt an andere Familien verschachert werden konnten. Laut Presse fanden diesbezüglich keinerlei finanzielle Transaktionen statt, aber wer kann in diesem frühen Stadium der Untersuchung schon vorhersagen, was noch so alles an Details an die Oberfläche drängen wird. Wie ist so etwas bloß möglich? Wie konnten Transfers dieser Art einfach so und noch dazu völlig unbeachtet vor sich gehen? Sind nun auch die Schulen zu faul, sich den Hintergrund eines neu eingeschriebenen Schülers genauer anzusehen? Genügt denn eine so seichte Auskunft wie, "Er/ Sie hält sich nun bei Freunden (der Familie) auf"? Unglaublich! Was mich noch mehr anwidert, wie kann überhaupt jemand ein Kind im Stich lassen, das man sich zu Anfang so sehnlich gewünscht hat? Haben jene, die nun allzu recht angeprangert werden, denn ernsthaft eine Sekunde lang vermutet, dass es einfach werden würde, das Kind eines Fremden problemlos aufzuziehen? Tatsächlich deuten doch die meisten Fälle auf problematische Wurzeln oder auch beschädigtes Saatgut hin und bringen dementsprechend große Herausforderungen mit sich. So sollten sich alle normal tickenden Menschen realistischerweise zumindest im Ansatz ein Bild davon machen, was unter Umständen so alles an Gegenströmung auf sie zukommen könnte. Das soll jedoch nicht heißen, dass alle zur Adoption freigegebenen Kinder notwendigerweise eine monströse Aufgabe darstellen, auf die man sich vorzubereiten hat, da stets von einem Horrorszenario ausgegangen werden muss. Hierbei ist vielmehr die Wahrscheinlichkeit eines eventuell dornigen Gangs angesprochen, der von jenen angenommen wird, die sich vollen Herzens auf die Chance einlassen wollen, einem fremden Kind ihre Tore zu öffnen, und es so zu erziehen, als wäre es ihr eigenes. Mit Sicherheit ist dies alles andere als ein einfaches Abenteuer, und in gewisser Weise kann sogar ich ein Lied davon singen. Im Alter von sechs entzog mich mein Vater der ungenügenden Fürsorge meiner Mutter und brachte mich in sein Heim, welches er mit seiner Freundin und dessen eigener Tochter teilte. Nicht bloß durch die zu einem späteren Zeitpunkt stattfindenden Heirat wurde diese Frau zu meiner neuen Mutter. Nein, sie ersetzte meine biologische Mutter langsam aber sicher zur Gänze. Und glaubt mir, sie hätte viele Male aufgeben können, denn sie hatte wahrlich alle Hände voll damit zu tun, mich auf die rechte Bahn zu bringen und mich überdies zu einem halbwegs funktionierenden Menschen zu erziehen. Sie aber gab nicht auf, weil sie zu ihrem Versprechen stand, sich um mich zu kümmern, komme was wolle. Heute bin ich sehr dankbar für ihre immer währende Ausdauer und Geduld. - Ein Kind zu adoptieren sollte niemals einem spontanen Impuls erwachsen oder gar dem Versuch unterliegen, Langeweile oder auch emotionale Leere zu ersticken. Im Gegenteil, Adoption sollte nur dann angestrengt werden, falls man über die notwendige Herzenswärme verfügt, die es ermöglicht, mit einem fremden Kind in guten wie in schlechten Tagen fair umzugehen. Wie kann man nur so selbstsüchtig und kaltherzig sein, ein Kind zu vernachlässigen und es dann auch noch fortzuschicken? Finden solche Menschen nachts überhaupt noch Schlaf, frage ich mich? Wir sind alle auf der seelischen Ebene miteinander verbunden und sollten einander daher mit dem nötigen Maß an Respekt begegnen. Oftmals schon habe ich vernommen, dass Menschen in unser Leben treten, die uns letztlich wesentlich näher stehen als das eigene Fleisch und Blut. Das kann ich erfahrungsgemäß zu einhundert Prozent unterstreichen. Wenn also die genetisch familiären Bindungen nicht notwendigerweise immer am stärksten ausfallen, warum nicht einfach dem Universum dahin gehend trauen, die Möglichkeit eines Geschenks in Form eines speziellen Adoptivkinds zu erfahren? Wer kann schließlich schon garantieren, dass sich die eigene Brut automatisch als Jackpot entpuppt? Kann Adoption demnach als eine Art Glücksspiel betrachtet werden? In gewisser Hinsicht ja, aber meiner Meinung nach ist sie auf jeden Fall den Versuch wert. Umplatzierung hat leider in diesem Zusammenhang eine recht negative Konnotation angenommen. Folglich sollte jeglicher Adoptions- Schwindel ein für alle Mal ein Ende haben. Das sind wir all jenen Kindern schuldig, die auf eine weitere Chance hoffen.