Trennt Euch Vom Unechten

Trennt Euch Vom Unechten - Jedes Mal, wenn wir bei einer Fast- Food Kette Halt machen, scheinen wir bezüglich der groben Diskrepanz zwischen herkömmlicher Darstellung und rauer Wirklichkeit perfekter Weise in völlige Amnesie zu verfallen. Sobald uns in Vorfreude auf das ersehnte Produkt das Wasser im Munde zusammenläuft, beginnt sich zum ungezählten Male das Bewusstsein einzuschalten hinsichtlich der tatsächlich beträchtlichen Differenz, die wir erneut gewillt waren, so einfach in Kauf zu nehmen. Die Traumblase platzt ein weiteres Mal, wenn sich der vorgegaukelte enorme Dreifach- Burger bestenfalls als Einfachversion entpuppt, und der Single Burger außer einem geschmacklich widerlichen Brötchen bloß ein mickriges millimeterdickes Fleischlaibchen aufzuweisen hat. Wann immer sich ähnlich wundersam anmutende Produkte auf die Werbeleinwand verirren, frage ich mich, wie die es wohl anstellen, diese so unglaublich riesig, saftig durchaus deliziös aussehen zu lassen, und uns als Konsumenten derart hinters Licht zu führen. Ich bin zum Schluss gelangt, irgendwie muss da wohl an der Originalgröße der Schauspielerhände herum getrickst worden sein. Mal ehrlich, wann habt ihr das letzte Mal so richtig herzhaft in so etwas reingebissen? - Was im Speziellen die Hausfrauen und -männer auf die Palme bringen könnte, ist die ewige Lüge ums liebe Gewicht. Na, sicher doch flunkern wir alle mehr oder weniger, was unser Körpergewicht betrifft, aber Spaß beiseite, glauben diese Verkaufsgurus tatsächlich, uns als wahre Gewichtsspezialisten für dermaßen dumm verkaufen zu können? Wenn da auf den diversen Säcken, Schachteln wie anderen Behältern steht, dass dies das zu erwartende Gewicht ist, warum uns dann so perfide hintergehen und weniger vom Versprochenen abfüllen? Die Preise werden ja schließlich auch kaum daraufhin ausgerichtet, oder etwa doch? Was aber noch wesentlich verlogener rüberkommt, ist die eigentliche Gewichtsangabe exklusive Wasser, Eis und anderen beigemengten Füllstoffen. Manchmal schlägt sich dies mit einer Einbuße von bis zu einem Drittel nieder, während wir unverändert an den selben oder gar höheren Preisen festhalten. - Gerade in der letzten Zeit lässt sich eine recht drastische Reduktion der Portionen feststellen. In Zeiten der so epidemisch um sich greifenden Fettsucht als das nationale Gesundheitsrisiko Nummer 1 käme das wohl ziemlich passend, wären die Preise bloß nicht ständig im Steigen begriffen. Natürlich ist hier die Rede vom Auswärtsessen jeglicher Art. Glaubt mir, hierbei geht es keinesfalls um eine zu bemängelnde Kürzung von Portionsgrößen an sich, sondern vielmehr darum, dass nun an Stelle von Fleisch und Geflügel vermehrt billigere und ungesündere Stärkeprodukte auf unseren Tellern landen und überdies preislich mehr eingehoben wird. Vor etwa einer Woche bestellte ich mir einen Hühner- Wrap, doch saß ich letztlich hauptsächlich vor einem Zuviel an Brot und Salat. Gerade einmal vier lächerlich verschrumpelte und steinharte Hühnerstücke konnte ich darunter orten, und die Soße dazu schmeckte nicht nur fade, sondern war darüber hinaus ranzig und auch noch verwässert. Der ganze Spaß kam auf himmelschreiend geschmacklose $13.50, was einer weiteren saftigen Ohrfeige gleichkam. - Keine Ahnung, wie die verschiedensten Farben zum Zwecke der katalogisierten Präsentationen verstärkt oder besser angereichert werden, aber tatsächlich sehen 50% aller beworbenen Objekte in Realität farblich ganz anders aus. Oftmals fällt es mir schwer, bestimmte Farben ausreichend zu definieren, weil sie nun einmal nicht wirklich existieren. Noch viel schlimmer aber ist der Vorwurf, der seit wenigen Tagen in den hiesigen Medien kursiert, nachdem die Authentizität von katalogisiertem Inventar einer bekannten schwedischen Möbelherstellungskette offen in Frage gestellt wird. So wird der Geschäftsführung angeblich unterstellt, die feilgebotenen Möbelstücke seien lediglich Computer generiert, also im Grunde nirgendwo real erhältlich. Also, wenn das tatsächlich stimmt, dann nenne ich das einen außergewöhnlichen Verkaufsschwindel! - Warum sehen wir in der Regel kaum durchschnittlich gebaute Mädchen als Modeträger, sondern eigentlich recht gegenteilig durchaus zu dünne Models? Keine Frage, Bekleidung sieht an schlanken Menschen generell besser aus als an übergewichtigen, aber das entspricht nun einmal ganz und gar nicht der hiesigen Norm. Statt in unrealistischen Größen wie 30- 32 herumzulaufen, sollten vollschlanke Frauen mutig und selbstbewusst Größen von 40- 44 zur Schau stellen können. Viele Male schon habe ich mich der unbestreitbar wenig schmeichelhaften Tatsache entzogen, dass mich nun einmal grundsätzlich Welten trennen von diesen Supermodels, trotzdem weiterhin tonnenweise Klamotten erstanden, die mir nicht hätten schlechter stehen können, und damit eine Menge Geld beim Fenster hinausgeworfen. Ich bin da mit Sicherheit nicht alleine, wie ich glaube. Warum aber tun wir uns das ständig aufs Neue an? Ich habe so das Gefühl, dass wir einfach irgendwelchen Traumbildern wie Konzepten nachlaufen, die uns absichtlich in die Irre lenken sollen und darüber hinaus völlig unechter Natur sind. Also, ich kann natürlich nur für mich sprechen, wenn ich hiermit lautstark verkünde, wie sehr mir der ganze Schwachsinn schon bis oben hin ansteht! Meine Ansporn an euch alle lautet: Entzieht euch endlich allem Unechten und steigt zur Abwechslung endlich mal ins richtige Leben ein.